...
eines meiner lieblingsgedichte...
Betrachtung verschiedener zu unserem Vergnügen belebten Insekten
Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)
Man siehet jetzt fast überall mit Haufen
Viel bunte Käferchen, gefärbte kleine Fliegen
Zu unsrer Augenlust ein Leben kriegen
Und in dem Gras, auf Kraut, auf Laub und Blumen laufen.
Mein Gott, wenn ich die bunte Meng erwäge
Und ihrer Farben und Figur
Bewundernswerte Zierlichkeit,
Bewundernswerten Unterscheid
In stiller Muß erwäg und überlege,
Wie schnell sie hüpfen, fliegen, rennen,
Wie fertig sie sich regen können,
Ergetzet mich die spielende Natur.
Ich freue mich, denn ich kann deutlich sehn,
Da sie so mancherlei, so zierlich und so schön,
Daß die Natur sie dazu bilden wollen,
Daß wir des Schöpfers Wundermacht
Auch in derselben Farbenpracht
In unsrer Lust betrachten sollen.
Wer wird der Farben Meng und ihre Schönheit nennen,
Erzählen und beschreiben können,
Mit welcher die Natur die kleinen Tierchen schmückt?
Wie mancherlei hab ich mit innigem Vergnügen
Nur bloß an Fliegen einst erblickt !
Woran die Farben sich recht wunderbarlich fügen,
Braun, gelblich, rötlich, schwarz und grau,
Grün, rot, gelb, hell- und dunkelblau,
Bald gold mit grün, bald gold mit rot gemenget;
Bald ist der Flügel künstlichs Paar
Wie ein Kristall so weiß, so klar;
Bald sind auch die gefärbt und bunt gesprenget.
Bald scheinet sich in ihrer Flügel Glanz
Der bunten Iris halber Kranz
In schön gemischten Schmuck zu bilden.
Bei diesem ist der Leib, bei dem die Flügel gülden.
Durchsichtig sind sie bald, bald widerscheinend bunt;
Bald haben rote blau, bald grüne rote Köpfe;
Bald sind die Köpfchen platt, bald sind sie lang, bald rund.
Es zieren selbige bald kleine schwarze Zöpfe,
Bald Hörnerchen, die eingekerbt und bunt.
Wie lieblich sieht es aus, wann schlanke Grasemetzen,
Die blauer noch als ein Türkis gemalet,
Auf Blättern, die Smaragd an grünem Glanze gleich,
Auf Blättern, welche hier beschattet, dort bestrahlet,
Bald sanfte schweben, bald sich setzen.
Kein schöner Schmelz ist in der Welt
Als den der blaue Glanz, vom schwarzen noch erhoben,
An diesem Tierchen uns vor Augen stellt.
Hier glühen auf dem holden Grünen
Die Sonnenkinderchen wie lebende Rubinen.
Dort blitzt auf weißer Blumen Zier
Ein gleichfalls lebender Saphir,
Ein Würmchen, dessen Blau fast wie der Himmel scheinet.
Wie manche Art von Wespen und von Bienen
Erblicket man in dem beblümten Grünen!
Die Hummel fliegt mit Brummen hin und her;
Ihr Körper scheinet in sich schwer,
Als wenn er in der Luft ein kleiner Bär
Mit Flügeln wär.
Noch mehr: Man siehet oft an einer Rosen hangen
Fast aller Edelsteine Prangen
Im Maienkäferchen vereint.
Sprecht, ob die spielenden Opalen
Veränderlicher strahlen?
Wer muß sich nicht recht inniglich ergetzen
Und in der Lust sich nicht zugleich entsetzen,
Wann er das Heer der bunten Schmetterlinge
Besieht und ihren Putz erwäget?
Es sind wahrhaftig Wunderdinge
Den bunten Flügeln eingepräget.
Man wird mit großem Rechte können
Sie fliegende lebendge Blumen nennen.
Man teilet sie, nicht unrecht, insgemein
In Nacht- und Tageeulchen ein,
Die alle wunderlich formieret,
Die alle wunderlich gezieret:
Damit sogar des Nachts die Luft nicht leer
Von göttlichen Geschöpfen wär.
Betrachtung verschiedener zu unserem Vergnügen belebten Insekten
Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)
Man siehet jetzt fast überall mit Haufen
Viel bunte Käferchen, gefärbte kleine Fliegen
Zu unsrer Augenlust ein Leben kriegen
Und in dem Gras, auf Kraut, auf Laub und Blumen laufen.
Mein Gott, wenn ich die bunte Meng erwäge
Und ihrer Farben und Figur
Bewundernswerte Zierlichkeit,
Bewundernswerten Unterscheid
In stiller Muß erwäg und überlege,
Wie schnell sie hüpfen, fliegen, rennen,
Wie fertig sie sich regen können,
Ergetzet mich die spielende Natur.
Ich freue mich, denn ich kann deutlich sehn,
Da sie so mancherlei, so zierlich und so schön,
Daß die Natur sie dazu bilden wollen,
Daß wir des Schöpfers Wundermacht
Auch in derselben Farbenpracht
In unsrer Lust betrachten sollen.
Wer wird der Farben Meng und ihre Schönheit nennen,
Erzählen und beschreiben können,
Mit welcher die Natur die kleinen Tierchen schmückt?
Wie mancherlei hab ich mit innigem Vergnügen
Nur bloß an Fliegen einst erblickt !
Woran die Farben sich recht wunderbarlich fügen,
Braun, gelblich, rötlich, schwarz und grau,
Grün, rot, gelb, hell- und dunkelblau,
Bald gold mit grün, bald gold mit rot gemenget;
Bald ist der Flügel künstlichs Paar
Wie ein Kristall so weiß, so klar;
Bald sind auch die gefärbt und bunt gesprenget.
Bald scheinet sich in ihrer Flügel Glanz
Der bunten Iris halber Kranz
In schön gemischten Schmuck zu bilden.
Bei diesem ist der Leib, bei dem die Flügel gülden.
Durchsichtig sind sie bald, bald widerscheinend bunt;
Bald haben rote blau, bald grüne rote Köpfe;
Bald sind die Köpfchen platt, bald sind sie lang, bald rund.
Es zieren selbige bald kleine schwarze Zöpfe,
Bald Hörnerchen, die eingekerbt und bunt.
Wie lieblich sieht es aus, wann schlanke Grasemetzen,
Die blauer noch als ein Türkis gemalet,
Auf Blättern, die Smaragd an grünem Glanze gleich,
Auf Blättern, welche hier beschattet, dort bestrahlet,
Bald sanfte schweben, bald sich setzen.
Kein schöner Schmelz ist in der Welt
Als den der blaue Glanz, vom schwarzen noch erhoben,
An diesem Tierchen uns vor Augen stellt.
Hier glühen auf dem holden Grünen
Die Sonnenkinderchen wie lebende Rubinen.
Dort blitzt auf weißer Blumen Zier
Ein gleichfalls lebender Saphir,
Ein Würmchen, dessen Blau fast wie der Himmel scheinet.
Wie manche Art von Wespen und von Bienen
Erblicket man in dem beblümten Grünen!
Die Hummel fliegt mit Brummen hin und her;
Ihr Körper scheinet in sich schwer,
Als wenn er in der Luft ein kleiner Bär
Mit Flügeln wär.
Noch mehr: Man siehet oft an einer Rosen hangen
Fast aller Edelsteine Prangen
Im Maienkäferchen vereint.
Sprecht, ob die spielenden Opalen
Veränderlicher strahlen?
Wer muß sich nicht recht inniglich ergetzen
Und in der Lust sich nicht zugleich entsetzen,
Wann er das Heer der bunten Schmetterlinge
Besieht und ihren Putz erwäget?
Es sind wahrhaftig Wunderdinge
Den bunten Flügeln eingepräget.
Man wird mit großem Rechte können
Sie fliegende lebendge Blumen nennen.
Man teilet sie, nicht unrecht, insgemein
In Nacht- und Tageeulchen ein,
Die alle wunderlich formieret,
Die alle wunderlich gezieret:
Damit sogar des Nachts die Luft nicht leer
Von göttlichen Geschöpfen wär.
mongoliere - 4. Mai, 22:29
Vollendung
doch duenket mich, es fehlt darin ein Part:
der, dem verachtenswert die Farbenpracht,
stattdessen nur vertraut des Stachels Macht.
Auch solche, die verzichten auf das Fliegen,
die leicht zu Fuss und schwer zu kriegen.
(wo ist das Plagiat?)